Irrtümer aufklären
Corry Welker (Borreliose-Beratung Kaarst)
Tel.: 02131 - 51 46 02
- ohne Gewähr -
1.Zeckenstich - jetzt werde ich krank?
Nein, keine Panik, nicht jeder Stich macht krank. Nur 5-15% der Zecken
sind infiziert (gebietsweise bis 40%). Die Infektionsgefahr ist innerhalb
der ersten 12 Stunden gering, aber steigt mit der Saugdauer.
2. Zecken fallen nicht von Bäumen.
Sie lieben feuchtwarme Gegenden, auch bei Mensch und Tier. Das Hallersche
Organ in den vorderen Beine reagiert auf Wärme, Erschütterungen
und ausgeatmeter Kohlendioxid. Sie sind oft spezialisiert auf bestimmte
Wirte und bewegen sich normalerweise in deren Höhe und Bereichen.
Deshalb findet man sie vom Bodenbereich bis etwa 1.5 m hoch. Der Mensch
ist eigentlich ein Zufallsopfer.
3. Kein Öl, Nagellack, Äther benutzen - nicht quetschen oder
drehen.
Nur Lederzecken sitzen lockerer. Aber die Schildzecke "zementiert"
sich fest und kann durch die Widerhaken am Saugrüssel nicht direkt
loslassen. Im Todeskampf erbricht sie eher noch den Darminhalt mitsamt
Erreger in den Wirt. Besser eine ganz spitze Pinzette benutzen (Kunststoff
"Zeckenzangen" sind oft zu grob für kleine Larven oder Nymphen) und
so nah wie möglich an der Haut ansetzen; Zecken rausziehen und Stelle
mit Alkohol desinfizieren. Oder im Krankenhaus mit Skalpell entfernen lassen.
Stelle beobachten auf Rötung nach 5-30 Tagen (kommt nur bei 40-50%
vor) und auf evt. begleitende Grippesymptome achten.
4. Kein Zeckenstich,... also keine Borreliose??
Erstens spürt man den Zeckenstich nicht; es gibt leicht betäubende
Stoffe im Speichel. Zweitens ist die Zecke oft so klein (Larven sind noch
keinen Millimeter groß), dass sie nach dem Saugen abfällt ohne
bemerkt zu sein oder sie wird als minimale schwarze Störung weggekratzt.
Drittens wurde die Bakterie auch in Bremsen, Stechfliegen und Stechmücken
festgestellt.
5. Zecken nur bis 800m??
Diese Höhenangabe basiert auf eine alte Untersuchung aus der
Tschechei. Man hat Zecken auf 2000 m Höhe gefunden, aber über
1500 m kommen sie selten vor.
6. Borreliose - Nur im Sommer?
Nein. Durch viele Infektionen im Frühjahr mit Symptomen oder
Ausbruch im Sommer oder Herbst scheint es so. Aber auch in milden Wintern
können Zecken aktiv sein. Infektionen in Februar sind durchaus möglich.
Die Borreliose kennt lange Latenzzeiten (ohne Symptome); die Krankheit
kann nach Monaten oder vielen Jahren noch ausbrechen.
7. Schutz durch Impfung?
Nein, noch nicht. Anders als bei der FSME ist in Europa noch
keine Impfung gegen Borreliose möglich. Man arbeitet seit Jahren daran.
Der Impfstoff in den USA wurde vom Markt zurückgezogen (3-2002) Sie
konnte nicht für Europa gelten wegen mehrerer Borrelien-Unterarten
hier, die verschiedenen krankmachenden Eiweisse produzieren. Für Tiere
gibt es wohl einen Impfstoff. Auch können Zecken mehrere
Erreger in sich tragen.
8. Borreliose nur regional begrenzt?
Nein, Sie kommt weltweit vor, also auch in ganz Deutschland. Nur
sind die Zecken nicht überall gleich stark infiziert und deshalb kann
die Infektionsgefahr regional unterschiedlich hoch sein. Das kann sich
jährlich ändern wegen der Migration der Wirte.
Publizierte Karten bezüglich Vorkommen gelten bis dato nur
für die FSME!
9. Negatives Blutergebnis = keine Borreliose??
Nicht unbedingt; es gibt falsch-positive und falsch-negative serologische
Ergebnisse. Die Labordiagnostik ist oft mit spezieller Problematik behaftet.
Ein positiver IgG-Titer ist kein Beweis für eine aktive Borreliose
und ein negativer Test schliesst eine Borreliose nicht aus. Deshalb: Die
Klinik (=Beschwerden) bestimmt den Verdacht. Spezialisierte Labors benutzen
(Selbsthilfe befragen). Tests: IFT, EIA, Elisa, Westernblot/Immunoblot,
PCR, Kultur, LTT, KBR, LUAT.
Version: caw/8/2002.
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